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"Dirlewanger Innovations Impulse"  
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Nr. 2, 2001


Impuls 1 --------------------------------------------------------------------

Die "Steinzeit" der Kreativität und Innovation: vor 35 Jahren las ich den ersten Artikel über das Wunderding "Brainstorming" und nahm vor 25 Jahren erstmals an einer Synektik-Sitzung teil. Den entscheidenden Impuls aber, Kreativität und Innovation zu meinem beruflichen Schwerpunkt  zu machen, gab Prof. Dr. H. Geschka vor 20 Jahren.

Als "Vater der Ideenfindung" in deutschen Industrie-Unternehmen und mein damaliger Chef am Battelle-Institut in Frankfurt, weihte er mich in das Handwerk der Ideenfindung, Innovation und Diversifikation ein. Durch die Übertragung von Verantwortung, seine Toleranz und große Freiräume förderte er meine Motivation und die bis heute anhaltende Leidenschaft. Herzlichen Dank dafür!

Arbeitswochen mit der ganzen Abteilung in Meran z.B.(Morgens Arbeit, Nachmittags Ski) zeigten mir, daß Unmögliches auch im Business möglich ist.

Ein zweites zentrales Element meiner Arbeit wurde ebenfalls bei Battelle geweckt: Visualisierung. Sie ist bis heute für mich wichtig und besteht in einer eigenen  Präsentationstechnik, alternativ zu PowerPoint. Zugespitzt in der "one-sheet"-Empfehlung: eine Folie für eine Präsentation.

1985 wagte ich den Sprung in die Selbständigkeit und frönte dabei weiter meiner Leidenschaft für Heterogenes: Ideenfindung im Botanischen Garten, Entwicklung neuer Kompassysteme, neue Speiseeis-Formen, Training von IT-Spezialisten in anderen Denk-Stilen, Erfinden von Firmennamen etc...

Den Reiz und die Schwierigkeit, mit neuen Ideen ein Unternehmen mitzugestalten, erfuhr ich als Mitarbeiter des Beratungsunternehmens Coverdale, für das ich 12 Jahre Seminare in Teamarbeit, Projektmanagement und Verhandeln durchführte.

Besonders attraktiv für mich ist, daß ich in Seminaren, Beratungen oder Projekten zum Teil situativ neue Methoden wie z.B.die fördernde Bewertung, die Leader-Strategie, den Annahmen-Shift, den Brüter, den Innovations-Review und andere Elemente meines Repertoires entwickeln konnte.
Wichtige Veränderungen in den 20 Jahren waren:
- mein Stil: die anfängliche Overhead-Schlacht mit handgemalten Folien ist heute der freihändigen situativen Visualisierung gewichen
- Innovationsprojekte begleite ich immer häufiger bis zum Prototypenbau und erlebe, wie die Ideen allmählich Gestalt annehmen
- waren früher für mich die Methoden das Zentrale, ist es heute die Balance zwischen Methode und Innerer Einstellung ("Handwerk und Artistik")          
- vom Einzelkämpfer in den ersten Jahren zum DI-Netzwerk heute
- die Seminare sind heute eher Labors mit Lern-Experimenten und selbst Veranstaltungen mit 100 Teilnehmern bestreite ich inzwischen interaktiv
- neben Seminaren und Innovationsprojekten sind als drittes Bein Projekte zur Förderung der kreativen Kultur in Unternehmen sowie die Integration von Supervision und Coaching hinzugekommen.

Nicht geändert hat sich: viele Ideen erscheinen als "zu früh" und werden oft erst Jahre später aufgegriffen, wenn die "Zeit reif", der Trend da ist. Das ärgert mich jedesmal. Was mich seit 20 Jahren und sicher darüberhinaus an Kreativität und Innovation reizt: ich kann Anregungen aus vielen Wissens-     Bereichen verarbeiten, es ist nie fertig, ich kann immer noch etwas finden, ändern oder ausprobieren.

Es geht also weiter mit der DI-typischen Mischung aus verrücktem Quer-Denken und professioneller Umsetzungs-Methodik. Neue Projekte warten schon: neue Anwendungen von high-tech-Materialien im Design, Zuliefer-Teile für Kfz der übernächsten Generation... Ein herzlicher Dank an meine Kunden für die bisherige Zusammenarbeit!

Impuls 2 --------------------------------------------------------------------

Kreativität auf Alpha Centauri: "Blaue Luft" war eine Idee, die im Rahmen eines von mir moderierten Innovationsworkshops der Firma Webasto zu neuen Bedienphilosophien von Heiz- und Klimasystemen in Kraftfahrzeugen entwickelt wurde. Wochen später lese ich im Urlaub zufällig den Science Fiction-Klassiker "Ylla" von Ray Bradbury aus dem Jahre 1950 (!) und finde dort diese Idee schon beschrieben. Science Fiction rückwärts sozusagen.
Science Fiction vorwärts: Der SF-Autor A. C. Clarke, Mitautor des Kult-Films "2001 Odyssee im Weltraum", hat 1945 erstmals die Idee von geostationären Kommunikations-Satelliten beschrieben, die inzwischen Wirklichkeit geworden sind.(Quelle: Star Observer 8/2000)

Dennoch ist Science Fiction heute eine noch weitgehend ungenutzte Ideenquelle für Innovation. Eine Ursache dafür ist, dass SF in der Regel nicht ernst genommen wird; nicht zuletzt wegen der sehr unterschiedlichen literarischen Qualitäten.

Ziel ist es daher, sich vom Stil nicht beeinflussen zu lassen und Science Fiction mit Neugier für Neues zu lesen (Serendipität):

um neue Anregungen für Problemlösungen zu finden, indem die beschriebenen Ideen
- nur teilweise oder nur bestimmte Aspekte davon genutzt werden,
 - so uminterpretiert werden, daß sie zum Problem etwas beitragen,
- als Sprungbrett für eigene Ideen genutzt werden und weiter assoziiert wird

um kreatives Denken zu trainieren und dadurch
- die eigene Akzeptanzschwelle für Neues, Ungewöhnliches schrittweise zu erhöhen,
- um sich an das Denken in Alternativen zu gewöhnen,
- das Durchdenken und "Weiterspinnen" zunächst "unmöglicher" Gedanken zu üben.

So gesehen ist SF Fachliteratur für kreative Entwickler und hat deshalb als Methode Einzug in unsere Projekte und Seminare gehalten.

Impuls 3 --------------------------------------------------------------------

"Woher die neue Cyber-Elite ihre Inspiration bezieht" fragt die FAZ und gibt auf einer ganzen Seite die Antwort: Science Fiction!

SF als Ideen-Quelle und Inspiration hat auch die Europäische Raumfahrtbehörde ESA inzwischen entdeckt: In ihrem Projekt "Innovative Technologies from Science Fiction for Space Applications" wird SF systematisch nach neuen Technologien und Anregungen für aktuelle Problemlösungen durchsucht.
(Quellen: FAZ 17.04.20001 und http//itsf.org)

Impuls 4 --------------------------------------------------------------------

Was wiegt eine gute Idee? Oder: wie "heiß" ist eine Idee, wieviel Grad hat sie?:
9o, 1oo, 18o Kreativitäts-Grade?

 

 

Io = Idee "nullten Grades",
            Bisheriges, Existierendes

I45 = "gute" Idee

I90 = innovative Idee

I180 = Leader-Idee, revolutionäre Idee,
                 dem Bestehenden maximal entgegengesetzt

I270 = "Eisberg-Idee", eine Idee, deren Potential noch nicht sichtbar ist

Mit zunehmendem Kreativitäts-Grad verändert sich nicht nur der Charakter der Idee, sondern auch die erforderlichen Strategien und inneren Einstellungen zur Umsetzung. Es ist daher hilfreich, sich mittels eines solchen Ideen-Portfolios  klar zu werden über die Positionierung und ihre Konsequenzen. Jenseits der 90 Grad wird es aufregend, und ab 180 Grad fühlt der Kreative sich im
Element.

Impuls 5 --------------------------------------------------------------------

Frank Sinatras "I do it my way" könnte die "Hymne" der Innovation sein, denn Innovation jenseits der 90 Grad erfordert das Bewusstsein, daß man einen ganz eigenen Weg geht. Und den sollte man nur wählen, wenn man bereit ist, ihn konsequent zu gehen (Leader-Strategie). So ist z.B. die Zigaretten-Werbung "Lucky Strike - sonst nichts" u.a. so erfolgreich, weil die Ausgangsidee mehr als 90 Grad hatte und sie über Jahre konsequent und unverwässert umgesetzt wird.

Fords PKW-Revolutionen ("Badewanne" und New Edge Design) dagegen waren weniger erfolgreich, weil sie jeweils bereits in der nächsten Produktgeneration wieder revidiert wurden. Revolutionäre Innovationen brauchen aber Zeit, um sich durchzusetzen, und der Kunde braucht Zeit um sich daran zu gewöhnen.(Quelle: FAZ 15.8.2000)

Impuls 6 --------------------------------------------------------------------

Was man mit konsequenter Kreativität erreichen kann, demonstriert zur Zeit eindrücklich James Dyson, CEO von Dyson Ltd., mit seinem revolutionären filterlosen Staubsauger (Idee 180 Grad), mit dem er Elektrolux, Miele und Hoover aushebelte und heute in Großbritannien Marktführer ist. Zum Jahrtausendprodukt gar erklärte es inzwischen das British Design Council.

Seine Technik negiert das bisherige Prinzip (der Staub wird nicht durch Filter sondern durch Zyklone separiert), und das Design benutzt bewusst auffällige Formen und drastische Farben.

In seinem lesenswerten Buch (J.Dyson: "Dyson - Against the Odds", London 1997) berichtet er über die abenteuerlichen Argumente und Strategien, mit denen etablierte Unternehmen auf die neue Idee reagierten und wie es schließlich möglich wurde, sie doch zu realisieren und heute eben diese Unternehmen versuchen, die revolutionären Elemente des Leaders zu übernehmen.
 
James Dyson: "Das Grundprinzip war, etwas in der eigenen Art und Weise zu tun. Unabhängig davon, was andere Leute gemacht haben. Unabhängig davon, ob es besser gemacht werden könnte... Der Trick dabei ist, nicht über die Schulter nach anderen zu schielen ..." (Übersetzung AD).

Impuls 7 --------------------------------------------------------------------

Mit einem eMail-freien Tag experimentieren zur Zeit mehrere britische Unternehmen um wenigstens einmal in der Woche "nutzlose Informationsflüsse" zu verhindern und den persönlichen Kontakt zu pflegen (so Andrew Harrison, Direktor von Nestle-Rowntree).

Dem Rundsendewahnsinn, kann man entgegenwirken, indem man eMails mit Verfallsdaten  versieht, nachdem sie sich selbst löschen. Oder sie werden so eingerichtet, dass Ausdruck, Ausschneiden oder Weiterleiten unmöglich ist.

Wir haben übrigens diese und ähnliche Ideen schon vor Jahren vorgeschlagen - inzwischen  haben sie anscheinend mehr Umsetzungs-Chancen. Nicht zuletzt, weil der eMail-Stress offensichtlich nicht nachlässt, wie eine neue Untersuchung des Hernstein-Instituts zeigt. Danach haben  28 % der deutschen Manager mehr Stress durch eMails.
(Quellen:Der Zukunftsletter 7/2001, FAZ 6.8.2001)

Impuls 8 --------------------------------------------------------------------

Quietschende Straßenbahnen sind kein Relikt aus der guten alten Zeit, sondern so aktuell, dass das Forschungs- und Technologie-Zentrum der Deutschen Bahn sich zur Zeit damit beschäftigt. Ihre Lösung: "Gleise schmieren".

Angenommen, diese Idee wäre Ihnen in einem Ideenfindungs-Workshop eingefallen, Sie hätten sie sicher nicht laut auszusprechen gewagt. Weiß "man" doch, dass dieses Verfahren zwar das Quietschgeräusch beseitigen, aber gleichzeitig das Bremsen unmöglich machen würde. Das ist nicht nur Alltags- sondern auch Ingenieur-Wissen.

Da aber das Schmiermittel auch kleinste Unebenheiten des Gleises auffüllt, vergrößert sich die Aufstandsfläche und führt trotz des Schmiereffektes zu einer größeren Bremswirkung(Idee180 Grad).

So wichtig Wissen für Kreativität ist, so hemmend kann es offensichtlich auch manchmal sein, wenn es als "Erstschlags-Wissen" die Idee buchstäblich erschlägt - als erste Reaktion auf eine Idee mit 180 oder mehr Graden.

Diesen Effekt können Kreative verhindern, indem sie trainieren
- auch den auf den ersten Blick "unsinnigen" Ideen eine zweite, dritte, vierte,... Chance zu geben und gerade sie dann auswählen,
- bewusst Wissen vorläufig auszublenden,
- Konsequent nach möglichen positiven Seiten einer ungewöhnlichen, unrealistisch scheinenden Idee zu forschen.

So können wirkliche Innovationen oder Revolutionen entstehen. (Quelle: FAZ 9.1.2001)

Impuls 9 --------------------------------------------------------------------

"Marktforschung ist meiner Meinung nach der Bankrott der Kreativität. Wenn man das tut, steht man am Ende da mit einem Design, das möglichst niemandem weh tut. Mit einer Konsenslösung ohne Innovation". Damit pointiert Jonathan Ive, Chefdesigner von Apple, der den iMac-Computer entwarf, Dysons Überzeugung. Mit einer konsequenten Leader-Strategie setzte Ive Maßstäbe und der eigenwillige transluzente Türkisfarbene Kunststoff findet sich bei den "followern" inzwischen in den verschiedensten Bereichen.

Es zeigt aber auch deutlich, was es braucht, um wirkliche Revolutionen (hier im Design) zu machen.(Quelle: Der Spiegel 8/200)

Impuls 10 --------------------------------------------------------------------

Mit einem asymmetrischen Auto (als Concept-Car "X-Coupe" gezeigt in Genf) will BMW sich nach der Innovation des C1 erneut an Grenzen herantasten. Ist das asymmetrische Heck der erste Schritt, so öffnet die Asymmetrie ganz neue Dimensionen im Fahrzeugbau. Dabei wird aber sicher nicht die Technik das Problem sein sondern die Schwierigkeit, die Denkmuster und eingefahrenen Wege in unseren Köpfen zu verändern ...
Ganz real beschreitet dagegen Renault derzeit diesen Weg. Nicht aus der Not heraus, sondern aus der Überzeugung, dass Renaults keine Allerweltskisten sein sollen sondern Originale, sind ab nächstem Jahr die ungewöhnlich gestalteten Avantime, Vel Satis und Koleos zu haben, die man schon mit O. Gehrys "Skulpturen" wie dem  Gugggenheim Museum in Bilbao verglich. "Wir können mehr wagen" sagt dazu Lois Schweitzer, Vorstandsvorsitzender von Renault. Wie wahr! (Quellen: design report 4/2001, Auto Forum 3/2001)



© 2001 Arno Dirlewanger
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